Eine Welt – Kein Turmbau zu Babel One World – Why the Race of Nations must come to an End

Die zwölf Hauptthesen des Buches

Ein universales Gewissen lässt sich von den Jägern und Sammlern bis in unsere Zeit nachweisen (S. 44, 68, 137). Es besteht darin, dass Frieden im menschlichen Zusammenleben immer als letztes und höchstes Ziel gesehen wurde.

Der Ursprung sozialen Friedens ist allerdings derselbe wie für den Krieg. Während die Etablierung verbindlicher Regeln Menschen berechenbar füreinander macht, bringt die Andersartigkeit dieser Regeln in jeder Kultur zwangsläufig gegenseitige Unberechenbarkeit hervor und führt zu Kriegen: es gibt eine Binnen(Bruder-) und eine Außen (Feindes-)Moral (S. 12, 27, 44). Die beiden Tendenzen – einerseits zu größeren Einheiten, andererseits zu separatistischer Trennung – sind zwar immer gleichzeitig vorhanden. In welthistorischer Perspektive wiegt aber die erste dermaßen vor, dass man von einem Quasigesetz reden darf. Erst der Abschluss dieser Entwicklung, die Vereinigung zu „Einer Welt“, vermag den zerstörerischen Gegensatz von Bruder- und Feindesmoral aufzuheben (S. 162).

Die beiden Triebkräfte der Geschichte sind das universale Gewissen und der Zufall der Erfindungen, die alle sozialen Verfestigungen aufreißen und sie neugestalten. Die vier Zeitenbrüche: Homo Loquens (Spracherwerb), Homo domesticus (Ackerbau), Homo technologicus (Industrielle Revolution) und Homo Deus sive Diabolus (Postfossile Zivilisation)  sind alle aus unvorhersehbaren Erfindungen hervorgegangen (S. 16, 22, 34, 83). Der erste Zeitenbruch aus einer Erfindung der Evolution, die drei anderen aus Erfindungen des Menschen selbst.

Vor etwa zwölftausend Jahren trat mit dem zweiten Zeitenbruch die agrarische Abhängigkeitsformel in Kraft, welche in sämtlichen Massenkulturen zur Unterjochung und Ausbeutung der Nahrung produzierenden Mehrheit (mindestens 80% der Bevölkerung) führte. Nur kleine sogenannte „Gartenkulturen“ bildeten eine bemerkenswerte Ausnahme von dieser Regel (S. 62). Die Erlösung der Nahrung produzierenden Mehrheit aus dieser Quasi-Sklaverei geschah durch die Industrielle Revolution und wäre ohne die Nutzung fossiler Energien nicht möglich gewesen (S. 34, 77).

5 Üblicherweise wird der Kapitalismus als das wesentliche Kennzeichen der neuen mit der Industriellen Revolution einsetzenden Epoche gesehen (S. 84). Aus holodoxer Sicht ist die von diesem Zeitenbruch ausgelöste wirtschaftliche und technische Neuordnung jedoch nur Teilaspekt innerhalb einer umfassenden „Privatisierung von Macht“, die alle Bereiche erfasste und politisch zum ersten Mal eine echte Demokratie möglich machte, welche die gesamte Bevölkerung und beide Geschlechter umschließt (S. 84).

Der vielgeschmähte Wettbewerb ist eine Voraussetzung für die Gleichheit der Chancen. Hierarchische Gesellschaften und Diktaturen unterdrücken den Wettbewerb. Doch nur der gebändigte Wettbewerb dient dem Menschen (S. 81). Der anarchische Wettbewerb – das Wettrennen der Nationen um die größere ökonomische und militärische Macht – hebt alle Regeln auf und könnte durchaus zur Selbstauslöschung der Menschheit führen (S. 122).

7 Lange vor Marx wurde die klassenlose Gesellschaft von der Aufklärung gefordert, die alle erblichen Privilegien abschaffen und sie vollständig durch individuelles Wissen und Können ersetzen sollte. In einer gerechten Gesellschaft sollten ausschließlich persönliche Fähigkeiten den Rang – also die materielle Belohnung wie das Ansehen – des einzelnen Bürgers bestimmen (S. 71, 88). Daraus ergibt sich aber ein unaufhebbarer Widerspruch. In Gestalt der produzierenden Wirtschaft ist demokratischen Staaten ein undemokratisches Prinzip von vornherein eingebaut (S. 96). 

Selbst in funktionierenden Demokratien übt ein überdurchschnittliches Eigentum an Geld oder knappen Gütern (Rohstoffen etc.) bis heute einen von Wissen und Können unabhängigen Einfluss auf die soziale Stellung aus (17) (S. 118).[i] So begünstigt zum Beispiel der Mechanismus der Zinsen die Reichen und Superreichen unabhängig von eigener Leistung in so hohem Grade, dass sich daraus ein ständiger leistungsloser Geldfluss von unten nach oben ergibt (17, 18) (S. 118, 195). Auch durch bewusste Umverteilung in entgegengesetzter Richtung kommen Demokratien auf Dauer nicht dagegen an, dass Reichtum sich selbst vermehrt. Abgeschafft werden können leistungslose Einkommen aber nicht, solange das Wettrennen der Nationen besteht. Das ist erst in „Einer Welt“ möglich.

9 Das universale Gewissen verlangt einen gerechten Staat, wo die Unterschiede von materieller Belohnung und immateriellem Ansehen der Bürger auf allgemein akzeptierten Maßstäben beruhen, also auf der Qualifizierung durch Wissen und Können (S. 10, 164).

10 Wissenschaft und Technik sind ungemein wirksame Instrumente in der Beherrschung der Natur, aber sie drohen sich in Selbstzwecke zu verkehren, die dem Menschen ebenso dienen wie schaden. Die Spirale wachsender Komplexität des technischen Fundaments moderner Gesellschaften macht aus der Welt einen babylonischen Turm, indem sie immer mehr wechselseitig unverständliche Teilsprachen hervorbringt (S. 233). Und noch viel bedrohlicher: unsere vermeintliche Herrschaft über die Natur könnte in deren ökologische und nukleare Vernichtung umschlagen. Das vorherrschende Wettrennen der Nationen erlaubt keine Trennung der nützlichen von den schädlichen Auswirkungen. Aus holodoxer Sicht ist das erst in „Einer Welt“ möglich.

11 Wissenschaft und Technik sind trans-moralisch und trans-ästhetisch (S. 25, 34, 108). Menschen werden aber durch gemeinsame moralische Werte füreinander berechenbar und zusammengehalten. Andernfalls zerfallen sie in einander bekämpfende Subkulturen. Eine gestörte Weltanschauung blendet diesen zentralen Punkt aus (S. 164, 181, 203).

12 Der Staat ist ein moralischer Zweck mit technischen Mitteln(S. 101). Vor dem Übergang der vorindustriellen moralischen Weltanschauung in die moderne naturwissenschaftlich geprägte galt die moralische Fundierung des Staats überall in der Welt als selbstverständlich (S. 164, 167). Das Wettrennen der Nationen erhebt aber die Mittel zum Zweck (auch die apokalyptischen Endzeitwaffen und die technikbewirkte Vergiftung der Umwelt), solange dem einzelnen Staat daraus Vorteile erwachsen (S. 176, 178, 183, 185, 188). Nur „Eine Welt“  kann wirksam gegen diese Pervertierung vorgehen. Nur sie kann die nationalen Egoismen beseitigen und dem universalen Gewissen zum Sieg verhelfen (S. 199).


[i] Es gibt keine ein für alle Mal gültige Definition einer gerechten Gesellschaft. Ist es gerecht, dass die Tüchtigsten die größten materiellen Belohnungen und das größte Ansehen genießen? Sollten nicht eher Behinderte und Kranke dafür entschädigt werden, dass die Natur so mitleidslos mit ihnen verfuhr? Offenbar nicht. Jede Gesellschaft richtet sich am eigenen Nutzen aus. Sie fördert diejenigen, von deren Tätigkeit sie sich den größten Gewinn verspricht. Das konnten in der Vergangenheit die religiösen Welterklärer sein. Heute sind es vorwiegend die Weltveränderer, also Wissenschaftler und Techniker.

Israel und Ukraine – Über Fürsten- und Glaubenskriege

Die Genfer Konvention von 1949 hat Kriegsverbrechen definiert, indem sie spezifische Regeln aufstellte, wie Kriege keinesfalls geführt werden dürfen. Die Schonung der Zivilisten steht da an erster Stelle. Diese Übereinkunft war ein großartiger Versuch, der Humanität zum Sieg zu verhelfen. Das Bemühen war allerdings von vornherein zum Scheitern verdammt. Israel und Ukraine – Über Fürsten- und Glaubenskriege weiterlesen

Sind wir noch zu retten?

Mit einer solchen Frage konfrontiert, werden dem kritischen Leser mehrere Gegenfragen einfallen. Wer sei denn hier mit „wir“ gemeint? Und wovor seien die Gemeinten zu retten? Wer versteige sich überhaupt zu einer solchen Frage? Sind wir noch zu retten? weiterlesen

Alle gegen alle: der Cyberkrieg gegen Wahrheit und Vernunft

(Abschnitt aus meinem neuen, bisher unveröffentlichten Buch »Homo Faber – was uns Holodoxie über die Zukunft des Menschen sagt«)

Kaum ein denkender Mensch würde heute noch behaupten, dass der „Fortschritt“ der Waffentechnologie die Welt besser oder gar sicherer macht, doch genau diese Voraussage wurde im Hinblick auf das Internet und die sozialen Medien abgegeben. Die Vernetzung aller mit allen, die auf diese Weise ermöglicht wurde, erschien den Schöpfern dieser Technologie als ein Versprechen auf weltweite Verbreitung von Wahrheit und Wissen. Die Tatsache, dass nunmehr jeder einzelne seine Meinung äußern und dass diese im Prinzip von allen anderen Menschen auf dem Globus gehört werden kann, wurde als Verheißung einer neuen weltweiten Demokratie gepriesen.

Alle gegen alle: der Cyberkrieg gegen Wahrheit und Vernunft weiterlesen

Kommt der Frieden für die Ukraine während des G 20 Gipfels im November?

Ich erlaube mir, an ein Wunder zu glauben, das keines ist, weil die Gebote der Vernunft Russland und die USA zum Handeln zwingen. Ja, für diejenigen, die nicht an die politische Vernunft glauben wollen, setze ich noch hinzu, dass elementare Interessen im Spiele sind. Wladimir Putin hat mittlerweile begriffen, dass er seinen Krieg gegen das „Brudervolk“ der Ukrainer nicht länger gewinnen kann, denn anders als er zu Anfang wähnte, brachten diese den Russen zwar früher einmal große Sympathien entgegen, inzwischen sind sie aber zu ihren erbittertsten Feinde geworden. Kommt der Frieden für die Ukraine während des G 20 Gipfels im November? weiterlesen

Kriegstreiberei – die Frage der Schuld

Es gibt nur wenige, die es wagten, einen offensichtlichen Verdacht auszusprechen, nämlich dass die Vereinigten Staaten den Sabotageakt gegen die Nordstream Pipelines durchgeführt haben könnten. Kriegstreiberei – die Frage der Schuld weiterlesen

Sabotage, amerikanische Staatsräson und der einfache Bürger

Nordstream 1 und 2 wurden an zwei aufeinanderfolgenden Tagen mit Hilfe starker Explosivkörper nicht nur für Jahre sondern vermutlich für immer unbrauchbar gemacht. Nach Auskunft des gewöhnlich gut informierten Experten (Wu Dahui) von CCTV-4 (des chinesischen Staatsfernsehens) entsprach die freigesetzte Kraft mindestens zwei Tonnen TNT. Die Explosion war so stark, dass sie die Seismografen in Dänemark und Schweden erzittern ließ. Sabotage, amerikanische Staatsräson und der einfache Bürger weiterlesen

Die Lunte zischt. Sie wird nicht wieder verlöschen, selbst wenn die Welt den Krieg in der Ukraine und die Bedrohung Taiwans übersteht

Nancy Pelosi hätte Taiwan nicht besuchen müssen. Sie hat den amerikanischen Präsidenten damit in eine schwierige Lage gebracht. Einen militärischen Überfall auf die Insel würden die USA nicht dulden, so die explizite Drohung Joe Bidens. Jetzt aber hat China den ersten Schritt zu einem solchen Überfall vollzogen, indem es die Insel mit einem militärischen Manöver einkesselte. Die Lunte zischt. Sie wird nicht wieder verlöschen, selbst wenn die Welt den Krieg in der Ukraine und die Bedrohung Taiwans übersteht weiterlesen

1 Über ehrliche und unehrliche Dissidenten

Zusammen mit dem ermordeten Dissidenten und ehemaligen russischen Vizepremier Boris Nemzow und dem inzwischen vermutlich lebenslänglich weggesperrten Alexei Nawalny gehört Garri Kasparow, der frühere Schachweltmeister, zur ersten Riege des russischen Widerstands gegen Wladimir Putin. 1 Über ehrliche und unehrliche Dissidenten weiterlesen

Europa – Insel des Pazifismus?

Diese Frage wird inzwischen nicht mehr nur hinter vorgehaltener Hand diskutiert. Der CDU-Politiker und ehemalige Umweltminister Norbert Röttgen gab im Interview mit dem Spiegel folgendes Statement ab: 

Europa – Insel des Pazifismus? weiterlesen

Rechte und Pflichten – Lehren aus einem Krieg

Zwischen den beiden Polen von Rechten und Pflichten – den Ansprüchen des Einzelnen an die Gesellschaft und umgekehrt deren Forderungen an den Einzelnen – bewegt sich die Geschichte, seit menschliche Gemeinschaften existieren. Rechte und Pflichten – Lehren aus einem Krieg weiterlesen