Furor teutonicus – die deutschen Weltverbesserer sind wieder da!

(auch erschienen in: Tichys Einblick und "scharf-links")

Man wusste die Deutschen und Österreicher nie so richtig einzuschätzen – einerseits diese wundersame Empfindsamkeit, wie sie sich vor allem in den größten Werken ihrer musikalischen Tradition manifestiert, auf der anderen Seite die nackte Brutalität, wie sie während der Nazizeit mit der Ermordung der Juden verordnet wurde. Das war Xenophobie gegenüber Menschen der eigenen Bevölkerung, die gar keine Fremden waren – nicht wenige unter ihnen waren sogar die besseren, die überzeugteren und manche sogar die patriotischeren Deutschen. Furor teutonicus – die deutschen Weltverbesserer sind wieder da! weiterlesen

Fabian Scheidlers Megamaschine: Geniestreich und Gesinnungsmanifest

(auch erschienen in: Tichys Einblick)

Es gibt Bücher, welche die geistige Verfassung einer Zeit, einer Schicht, einer intellektuellen Elite schlaglichtartig beleuchten. Ein solches Buch ist einem Außenseiter ohne Vorbereitung und Vorankündigung gelungen. Wer wissen will, was sich in Kreisen von Attac, Grünen und Linken an politischer Aufklärung, an sozialer Hellsicht und historischem Überblick in aller Stille entwickelt hat, der sollte dieses Buch studieren. Fabian Scheidlers Megamaschine: Geniestreich und Gesinnungsmanifest weiterlesen

Karl Marx – ein hellsichtiger Reaktionär?

(auch erschienen in: Zeitschrift "Humane Wirtschaft" 4/2015 und "scharf-links")

Dass die Krise des Kapitalismus zu einer Renaissance des Interesses für Karl Marx führen würde, war zu erwarten. Dass es aber jemand wagen würde, den großen Sozialutopisten als Reaktionär zu bezeichnen, das kommt eher unerwartet. Andererseits leben wir trotz der Krise immer noch in einer Spaß- und Sensationsgesellschaft, in der es praktisch keine Tabus mehr gibt. Von Jesus Christus bis zum Holocaust wird heute alles durch die Spaß- und Pointenmühle gedreht, Hauptsache, so etwas hat noch keiner zuvor behauptet. Warum also nicht auch Marx zu einem Reaktionär erklären? Karl Marx – ein hellsichtiger Reaktionär? weiterlesen

Dekadenz als politisches Phänomen

Nur mit größter Vorsicht sollte man das Wort Dekadenz verwenden. Zu sehr gleicht es einer Fallgrube, aus der einem moralinsaure Düfte entgegen strömen. Wie viele Politiker, von Diktatoren ganz zu schweigen, haben sich über den Sittenverfall ereifert, nur um daraus eine wirksame Waffe gegen ihre Gegner zu schmieden. Deswegen sei hier gleich zu Anfang betont, dass ich Dekadenz nicht in moralischem Sinne verstehe, sondern als ein politisches Phänomen. Dekadenz als politisches Phänomen weiterlesen

Eurosklerose – Deutschlands Schuld am drohenden Zerfall Europas

(auch erschienen in: "scharf-links")

Ein Stellvertreterkrieg am Rande des Alten Kontinents – hätte das jemand vor zwei Jahren prophezeit, er wäre als böswilliger Phantast ausgelacht worden. Europa, das sich als Kontinent des Friedens versteht, als zukunftsweisendes Projekt der Völkerverständigung zwischen ehemals verschworenen Feinden, würde nie wieder zum Ausgangspunkt kriegerischer Auseinandersetzungen werden – das war doch die europäische Gründungsidee. Eurosklerose – Deutschlands Schuld am drohenden Zerfall Europas weiterlesen

Was hat Washington mit Europa vor?

(auch erschienen in Transcend Media von Johan Haltung)

Was bisher nur in Afrika, Südamerika oder Teilen Asiens geschah, droht jetzt über Europa hereinzubrechen – ein Stellvertreterkrieg an seinen Grenzen. Wie konnte es dazu kommen? Henry Kissinger kritisierte, dass die EU keine Telefonnummer besitze, an die man sich um Auskünfte wenden könne. Der wirkliche Mangel ist von anderer Art und lässt sich heute nicht länger leugnen. Der Nimbus Europas ist verblasst. Seine idealistische Selbstdarstellung, wonach es ein Vorbild für die übrige Welt sein könnte, hat sich als Illusion entpuppt. Wirtschaftlich ist Europa im Niedergang, politisch zerstritten. Zwischen Russland und den Vereinigten Staaten ist ein Machtvakuum aufgebrochen, in das die beiden Superstaaten, ungeniert eindringen können. Was hat Washington mit Europa vor? weiterlesen

Das Uhrwerk, der Ingenieur und der Heilige Geist

(auch erschienen in: "scharf-links")

Über den heiligen Geist wissen wir wenig, und seit zehntausend Jahren hat sich unser Wissen kaum vergrößert. Über Uhrwerke wissen wir viel und mit jedem Tag mehr. Das Uhrwerk, der Ingenieur und der Heilige Geist weiterlesen

Deutsche Sarrazinaden – und ihr bedrohlicher Widerhall

(auch erschienen in: "scharf-links")

Das Dilemma brachte niemand besser auf den Punkt als die Kanzlerin. Zum Buch „Deutschland schafft sich selber ab“, das sie nach eigenem Bekunden weder gelesen hatte noch lesen werde, bemerkte sie, dass es „nicht hilfreich“ sei. Deutsche Sarrazinaden – und ihr bedrohlicher Widerhall weiterlesen

Thomas Pikettys allzu lahmer Protest

(auch erschienen in: Transcend Media von Johan Galtung und unter anderem Titel in "scharf-links")

Sind wir klüger geworden? Nicht wenn unsere elementaren ökonomischen Interessen berührt sind. Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten gab es die offene Sklaverei bis zum Sezessionskrieg vor ca. 150 Jahren. Im Altertum wurde sie nie ernsthaft in Frage gestellt. Sklaverei, gleich ob offen oder verdeckt, besteht in der Ausnutzung fremder Arbeit, um selbst keine Arbeit und Leistung verrichten zu müssen. Die offene Sklaverei macht daraus gar keinen Hehl, sie setzt Menschen in der Art von Maschinen ein, die man kaufen, verkaufen und bei Nutzlosigkeit entsorgen darf. Die verdeckte Sklaverei macht sich ebenso die Leistung anderer Menschen zunutze, aber sie tut dies auf raffinierte Weise, nämlich so, dass die davon Betroffenen die sie ausbeutenden Herren in der Regel nicht einmal kennen. Kapitalerträge, die ich im Schlafe verdiene, sind im strikten Sinne als eine subtilere Form der Sklaverei zu betrachten, denn genau wie diese beruht sie auf der Arbeit und Leistung anderer Menschen. Die gesamte moderne Wirtschaft beruht auf dieser Form der verdeckten Sklaverei. Sie wird aber bei uns ebenso wenig in Frage gestellt wie im Altertum dessen offene Variante. Thomas Pikettys allzu lahmer Protest weiterlesen

FRIEDEN!

Wie immer nach Beseitigung einer großen, in diesem Fall sogar einer das Überleben der Menschheit existentiell bedrohenden Gefahr, hat der 1989 erfolgte Zusammenbruch der Sowjetunion die Zeitgenossen von einem Alptraum befreit und die Hoffnung auf eine kommende Zeit erweckt, die grundsätzlich anders und besser sein würde. Ein polyzentrisches System würde die bipolare Welt von gestern ablösen. Statt zweier in äußerster ideologischer wie militärischer Kampfbereitschaft gegeneinander verschworener Systeme würden von nun an Hundert Blumen auf einmal blühen, alle von ihnen mit dem Versprechen, im Hinblick auf unterschiedliche soziale Entwürfe, kulturelle Eigenarten und geistige Ziele der menschlichen Vielfalt in weit höherem Maße als vorher gerecht zu werden. Die Enge einer Konfrontation, die aus dem kalten jederzeit in einen heißen Krieg umschlagen konnte, würde der Weite des Multikulturellen, Multipolitischen und Multisozialen weichen. FRIEDEN! weiterlesen

Ellen Brown – wie eine auszog, die Welt das Fürchten zu lehren und dabei unverhofft auf die Wahrheit stieß

Es spricht für geistige Beweglichkeit, wenn jemand fähig ist, falsche Ansichten zu revidieren, es spricht für geistige Freiheit, wenn er das sogar im Hinblick auf die eigenen Verirrungen tut. Jahrelang hat Ellen Brown die Ungerechtigkeit des herrschenden Geldsystems angeprangert. Ihrer Ansicht nach sei diese vor allem darauf begründet, dass 97% allen Geldes von Geschäftsbanken aus dem Nichts geschöpft werden.*1* Ein Wiener Professor, Franz Hörmann, hat diese These und viele andere Weisheiten Browns bekanntlich in seinem Buch vom „Ende des Geldes“ abgeschrieben

Ellen Brown – wie eine auszog, die Welt das Fürchten zu lehren und dabei unverhofft auf die Wahrheit stieß weiterlesen

Das Geld und das Nichts – Nun proben auch DER SPIEGEL und Norbert Häring den Aufstand gegen die Vernunft

(auch erschienen in: "Institut für Sozialstrategie" und fbkfinanzwirtschaft)

Einst brachte die Krise der zwanziger Jahre eine Unzahl rechter und linker Heilsbewegungen hervor, dazu Verschwörungstheorien der abenteuerlichsten Art bis hin zu jener menschenverachtenden, die sich in den ‚Weisen von Zion’ versteckte. An ihrem Höhepunkt, als sie Millionen von Deutschen in die Arbeitslosigkeit stürzte, gebar sie schließlich das Monster. Krisen sind Zeiten der gärenden geistigen Unruhe, die im besten Fall die richtigen Rezepte zu ihrer Überwindung, im schlechtesten demagogische Hetze und geistige Verwirrung erzeugen. Das Geld und das Nichts – Nun proben auch DER SPIEGEL und Norbert Häring den Aufstand gegen die Vernunft weiterlesen