Der Mensch ist gut – wie gut?

(Auch erschienen in Tichys Einblick)

Im Blick auf Dostojewski und Tolstoi hat Thomas Mann von der heiligen Literatur Russlands gesprochen – jeder versteht, was damit gemeint ist. Dostojewski dringt in die Seele der sozialen Außenseiter und der Verbrecher ein, nicht um dort das Böse aufzuspüren – das sieht ohnehin jeder -, sondern um zu zeigen, dass auch der böseste Mensch letztlich ein Gewissen besitzt und um das Gute weiß – ein Bewusstsein, das bei ihm nur verschüttet war. Bei Dostojewski ist auch, vielleicht gerade, der böse Mensch im Letzten gut, er hat sich nur auf den falschen Weg begeben. Diese Botschaft ist es, die kein anderer Autor so überzeugend und mit solcher Leidenschaft in seinen Werken vertrat wie Dostojewski. Der Mensch ist gut – wie gut? weiterlesen

Dekadenz als politisches Phänomen

Nur mit größter Vorsicht sollte man das Wort Dekadenz verwenden. Zu sehr gleicht es einer Fallgrube, aus der einem moralinsaure Düfte entgegen strömen. Wie viele Politiker, von Diktatoren ganz zu schweigen, haben sich über den Sittenverfall ereifert, nur um daraus eine wirksame Waffe gegen ihre Gegner zu schmieden. Deswegen sei hier gleich zu Anfang betont, dass ich Dekadenz nicht in moralischem Sinne verstehe, sondern als ein politisches Phänomen. Dekadenz als politisches Phänomen weiterlesen

Das Uhrwerk, der Ingenieur und der Heilige Geist

(auch erschienen in: "scharf-links")

Über den heiligen Geist wissen wir wenig, und seit zehntausend Jahren hat sich unser Wissen kaum vergrößert. Über Uhrwerke wissen wir viel und mit jedem Tag mehr. Das Uhrwerk, der Ingenieur und der Heilige Geist weiterlesen

Transatlantische Besserwisser

(auch erschienen in: "scharf-links")

Irving Fisher gehörte in den zwanziger Jahren zu den gefeierten Wirtschaftswissenschaftlern, zu vergleichen nur einem Paul Samuelson oder Joseph Stiglitz in unserer Zeit. Wie nahezu alle Wirtschaftswissenschaftler von internationalem Renommee neigte auch er dazu, sich zu irren – und zwar fundamental zu irren. Transatlantische Besserwisser weiterlesen

Freihandelsdoktrin und ökonomischer Niedergang

Die tiefere Ursache für den gegenwärtig drohenden Zerfall Europas sehe ich in der von Deutschland forcierten Freihandelspolitik (siehe der „hässliche Deutsche“). Ich bin mir bewusst, dass diese Auffassung allem widerspricht, was in den Lehrbüchern über die segensreichen Wirkungen eines solchen Handels zu finden ist. Freihandelsdoktrin und ökonomischer Niedergang weiterlesen

Economic decline and the doctrine of free trade

In my opinion the underlying reason for the impending disintegration of Europe is free trade policy as pushed by Germany (see my essay the „The ugly German – a specter is coming back“). I am, of course, aware that this view is diametrically opposed to accepted wisdom as to be found in economic textbooks. Therefore, I would like to emphasize at the outset that I do not consider those textbooks to be wrong – their theory is, indeed, hard to refute and at first glance it seems to be morally sound as well. In my new book, „From Crisis to Chaos“, I even speak of „neoliberal idealists“ – a wording which may sound rather queer to some ears (1). But if they are honest, neoliberals certainly strive for the best. Unfortunately, despite of all their endeavors, they always achieve the worst, and for this there is a very simple and basic reason: Their theory and the world we happen to live in, do not share much of a common ground. Economic decline and the doctrine of free trade weiterlesen

Wozu ist Wirtschaft gut? Ein Plädoyer für die Arbeit

Bertrand Russell hat einmal gesagt, dass der Sinn des Lebens für ihn in der Erkenntnis, in der Liebe und in dem Mitleid mit den Benachteiligten liege. Und an anderer Stelle sieht er die Quelle eines glücklichen Lebens in der Befriedigung, die der einzelne aus seiner Arbeit und seinen sozialen Beziehungen erfährt. Wozu ist Wirtschaft gut? Ein Plädoyer für die Arbeit weiterlesen