Offener Brief an den Schriftsteller und Wissenschaftler Navid Kermani

Es ist erstaunlich und doch sicher kein Zufall, dass die Juden, die vor der Vernichtung durch die Nazis nur etwa ein Prozent der Bevölkerung Deutschlands und Österreichs ausmachten, etwa die Hälfte der bekanntesten Schriftsteller stellten, und dass sie sich eine solche geistige Vormachtstellung auch in anderen Ländern Europas verschafften. Außenseiter bzw. Menschen, die sich als solche fühlen oder von einer Mehrheit so gesehen werden, eignen sich einen schärferen Blick für ihre Umwelt an als jene Menschen, die aufgrund ihrer Geburt sozusagen einen selbstverständlichen Teil in ihr bilden. Das trifft in hohem Maße auch auf Sie, Herr Kermani, den muslimischen Wissenschaftler und Schriftsteller, zu. Offener Brief an den Schriftsteller und Wissenschaftler Navid Kermani weiterlesen

Natur und Kultur – warum wir das Fremde lieben und Migration trotzdem ein Problem ist

(auch erschienen in: Tichys Einblick)

Natur und menschliche Gleichheit

Bis zur Mitte des vergangenen Jahrhunderts glaubte Europa der Mittelpunkt der Welt nicht nur im Hinblick auf Fortschritt und Macht zu sein, sondern auch im Hinblick auf seine Menschen, mit deren Hilfe es diesen Fortschritt und diese Machstellung errungen hatte. Es herrschte die Überzeugung, dass seine Menschen von Natur aus der restlichen Menschheit weit überlegen seien. In pseudowissenschaftlicher Art konnte Hitler diesen Glauben noch auf dem Fundament des Darwinismus begründen, denn Darwin hatte vom Überleben der Tüchtigsten keineswegs nur in Bezug auf die Tierwelt gesprochen.*1* So war es von Darwins Lehre denn auch nur ein sehr kurzer Weg, um zu einem Sozialdarwinismus zu gelangen, der die tüchtigsten Rassen mit der Aufgabe betraute, die weniger Tüchtigen der eigenen Herrschaft zu unterwerfen. Natur und Kultur – warum wir das Fremde lieben und Migration trotzdem ein Problem ist weiterlesen

Dekadenz als politisches Phänomen

Nur mit größter Vorsicht sollte man das Wort Dekadenz verwenden. Zu sehr gleicht es einer Fallgrube, aus der einem moralinsaure Düfte entgegen strömen. Wie viele Politiker, von Diktatoren ganz zu schweigen, haben sich über den Sittenverfall ereifert, nur um daraus eine wirksame Waffe gegen ihre Gegner zu schmieden. Deswegen sei hier gleich zu Anfang betont, dass ich Dekadenz nicht in moralischem Sinne verstehe, sondern als ein politisches Phänomen. Dekadenz als politisches Phänomen weiterlesen

Kunst ist – was  IHR NICHT  begreift!

Ein Versuch über Kunst und Kalkül

Was liegt der Kunst ferner als das ökonomische Denken, Synonym für die Niederungen des Nützlichen? Hier der Ausblick in eine höhere, schönere, in Geist, Wahrnehmung und Fühlen bewegte Welt, eine Welt, wie sie sein könnte oder sollte, ein kühner Entwurf des Geistes über die Zwänge des Gegenwärtigen hinaus, dort eine sklavische Verbundenheit mit den Verhältnissen, wie sie sind, und das Bestreben, diese mit abstrakten Formeln zu manipulieren. Und doch hängen beide auf unlösbare Weise zusammen. Kunst und Kalkül sind Zwillingsschwestern, der eine Bereich würde ohne den anderen nicht existieren, sowenig wie der Kopf ohne den Körper. Der Mensch lebt nicht vom Brot allein – eine uralte Weisheit -, aber ohne Brot würde er gar nicht leben. Kunst ist – was  IHR NICHT  begreift! weiterlesen