Macht, Macht – und abermals Macht

Warum droht das Vereinigte Europa, eines der hoffnungsvollsten Projekte nach den beiden Kriegen des vergangenen Jahrhunderts, zu scheitern? Ich denke, das Schlüsselwort zum Verständnis der heutigen Krise liegt in Begriff und Realität der Macht.

Der Idealismus, der die Gründerväter Europas beseelte, war auf das Ziel gerichtet, die Konkurrenz um die Macht zu mindern und womöglich ganz auszuschalten. Deutschland, Frankreich und England hatten sich über Jahrhunderte bekriegt. Jeder Staat hatte eifersüchtig auf den Nachbarn geschielt, ob dieser sich etwa einen politischen, ökonomischen oder sozialen Machtvorteil verschafft. Der Wettbewerb zwischen den europäischen Fürstentümern und schließlich zwischen den Nationen Europas machte aus einem geographisch unbedeutenden Teil des eurasischen Kontinents einen Quell der Erfindungen – vor allem in Kriegstechnik und ökonomischer Stärke. Doch der Wettlauf um immer mehr Stärke und Macht war auch der Quell für unermessliches Leid. Er wurde in dem Augenblick zur Überlebensgefahr, als die zur Verfügung stehenden technischen Mittel die Auslöschung ganzer Bevölkerungen erlaubten. Dieser Punkt war im 20. Jahrhundert erreicht. Noch ein Bruderkrieg in Europa von der Art des ersten und zweiten Weltkriegs, und der kleine Kontinent hätte die Existenz seiner Völker aufs Spiel gesetzt.

Dieser Artikel wurde in aktualisierter Form in mein neues Buch aufgenommen:

EuroKalypse Now – Es gibt einen Weg aus der Krise!

Es wird Anfang September dieses Jahres (2012) im Metropolis Verlag erscheinen.