Lasst sie Wonnewabern!

Es scheint höchste Zeit, dem Begriff des Wonnewaberns und seinen verderblichen Auswirkungen besondere Aufmerksamkeit zu widmen, zumal er zwar auf Anhieb verständlich, in seinem innersten Wesen aber dennoch höchst rätselhaft ist. Jedermann weiß, was er unter Wonne verstehen soll. Mancher würde auch schlicht von Entzücken sprechen. Selbst der gedrückteste Mensch kennt Momente, wo sein Ich sich in einem Zustand der vorübergehenden Ekstase, eben der Wonne oder des Entzückens befindet. Nicht unbedingt muss mit solchen Momenten aber ein Wabern verknüpft sein – ist dies aber der Fall, wie nachgewiesenermaßen beim Motus extatico-narcissicus trumpiensis – dann haben wir es möglicherweise mit einer welthistorischen Erscheinung zu tun. Das ist der Grund, warum in unserer Zeit kein politisch denkender Mensch an dem Phänomen des Wonnewaberns vorüberkommt, selbst und gerade auch die Wissenschaft nicht, die sich bereits auf die ihr eigene systematische Art damit befasst und uns in diesem Sinne den soeben genannten Fachbegriff bereitgestellt hat.

Ein so bedeutendes Phänomen konnte auch den höchsten Kreisen durchaus nicht verborgen bleiben, wie durch das folgende Gespräch bewiesen. Der Assistent ist offenbar sehr gut im Bilde. Hat er vielleicht gar seine Hand im Spiel?

In das Bewusstsein einer breiten Weltöffentlichkeit gelangte das wonnige Wabern durch einen betagten Politkandidaten, der keine Plattform zu betreten vermag, ohne im gleichen Moment mit beiden Armen rhythmisch zu rudern, wobei seine ganze obere Körperhälfte in eine Art pubertäres Schwingen verfällt. Dieses Schwingen greift alsbald in konzentrischen Kreisen auf das meist zu Tausenden anwesende Publikum über, welches zwar überwiegend aus Erwachsenen besteht, sich aber mit derselben Lust, ja mit offenkundiger Leidenschaft an dem kindischen Körperschaukeln beteiligt. Aus wissenschaftlicher Sicht, die, wie Ihr wisst, meinem Verständnis am nächsten liegt, besteht die Ursache für diesen Rückfall in ein frühkindliches Stadium in einem Ergötzen, das aus der fernsten Urzeit des Menschen stammt, da es schon bei unseren nächsten Verwandten, den Affen, zu beobachten ist. Was da im Gehirn vor sich geht, ist auch in allen Einzelheiten bekannt. Das wabernde Schwingen regt die Amygdala an, welche den ganzen davon erfassten Menschen in einen Zustand emotionaler Hochgestimmtheit versetzt. Wenn dann noch der Nucleus accumbens, angetrieben durch die Synchronie der kollektiv betriebenen Zappelei, zur Ausschüttung von Dopamin gelangt, beginnen die Augen der Wabernden aufzuleuchten, geradeso als wären sie von Innen her angeknipst. Die Regression auf die uralte Affenwonne bewirkt eine unbezwingliche Bereitschaft bei der kollektiv wabernden Menge, sich dem Kandidaten auf Gedeih und Verderb auszuliefern.

Und? murmelt der Alte und zieht die Schlitzaugen beinahe zu einem Strich zusammen. Kokettierst du neuerdings mit Gelehrsamkeit?

Wie es sich für einen Verehrer des großen Konfuzius gehört, streicht er bei diesen Worten den kleinen spitzförmigen Ziegenbart. Der Assistent reagiert darauf mit beschleunigtem Redefluss.

Großer Herr, ich bin für das irdische Geschehen auf meine Weise empfänglich. Ich habe ihn immerfort vor Augen, den wabernden Kandidaten, wie er, von Bodyguards sorgsam beschirmt, wiegenden Schritts vor die Menge tanzt, ein Immobiliengott mit strohblonder Bubenfrisur. Schon zucken ihm linker und rechter Arm, schon weist er mit vorgestrecktem Zeigefinger auf eine kleine Figur in der gesichtslosen Menge, irgendeine Figur, die er mit kurzem Cäsarenblick streift. Da wird die anonyme Figur von Schauern des Glücks und der Ergebenheit durchrieselt, sinkt oft in Ohnmacht zu Boden. Die Fans und Bewunderer aber zucken alle zur gleichen Zeit, selbst jene, welche der Dunst der brünstigen Menge gar nicht umhüllt, will sagen die vielen Gaffenden vor den Fernsehschirmen, die den Kandidaten nur aus der Ferne sehen.

Der Alte setzt ein gnädiges Lächeln auf. Mir gefällt deine blumige Ausdrucksweise, deine dichterische Ader hab ich schon immer geschätzt! Fahre fort in deinem Bericht. Ich weiß, dass mein Werk immer wieder Staunen erregt.

Erfreut über die gute Laune des Alten setzt der Assistent seinen Vortrag fort.

Wie macht er das bloß? fragen die Laien, und schiere Ehrfurcht lässt sie verstummen. Wir aber wissen, wie das Phänomen zustande kommt, haben wir uns doch erlaubt, in deinem Sinne etwas in die graue Substanz einzugreifen: die schleimige Masse in ihren Schädeln. Beim gemeinsamen Wabern entzündet sich ein Feuerwerk himmelstürmender Gefühle. Leute, die sich eben noch hassten, möchten einander in Brüderlichkeit umarmen. So hast du es gewollt, die Liebe, das ist dein ewiges Thema. Aber Liebe, siehst du, Liebe allein macht sie nicht glücklich. Das hast du vor lauter Großmut leider ganz übersehen. Ich, dein alter und treuer Diener, ich weiß, was sie wirklich bedrängt. Sie wollen sich von einer schweren, einer für viele ganz untragbaren Last befreien, die du ihnen seit Tausenden Jahren auferlegt hast. Das gemeinsame Armezucken und Beinestrampeln hat einen Sinn: da werden die intellektuellen Lichter, die du ihnen aufgesetzt hast, vollständig ausgelöscht. Dem Kandidat gelingt es, sich selbst und alle Mitschwingenden von der Last zu erlösen. Da wird alle Mühsal des Denkens einschließlich allen kritischen Fragens und Hinterfragens hinweggewabert und abgeschüttelt. Selbst die elementare Logik, die den Menschen im gewöhnlichen Leben darüber belehrt, dass dunkel nicht hell und wahr nicht zugleich falsch sein kann, sogar dieser Rest lebensnotwendiger Intelligenz, weicht vollständig aus ihren Köpfen. Auf diese Weise habe ich den Kandidaten schon ein halbes Volk zum wahren Glück führen lassen, denn, siehst du, was macht glücklicher als der Zustand einer seligen Demenz, wo das denkende Hirn allen Dienst versagt? Der strohblonde Kandidat bringt dieses Wunder in Sekundenschnelle zustande. Wo immer die Menschen wonniglich mit ihm wabern, macht er Hunderttausende Jahre einer Evolution zunichte, bei der dir, wie ich bekümmert feststellen muss, eine Reihe von Fehlern unterlaufen ist. Alles das macht der Kandidat auf seine – auf meine – Art wieder gut, denn natürlich bin ich an dem Erfolg nicht ganz unbeteiligt.

Seht ihr, da fällt mir gerade ein, dass ich schon früher viel Gutes geleistet habe. Ich bin doch beileibe kein Anfänger auf diesem Gebiet. In meinen Augen ist der Kandidat eine ziemlich getreue Kopie und Reinkarnation so manchen guten Soldatenkaisers aus spätrömischer Zeit, an deren Erziehung ich auch einige Mühe gewendet habe. Neuerlich erlebt die Menschheit die unvergleichlichen Wonnen der Dekadenz…

Der Alte gähnt. Ja, ja, die ewige Wiederholung des Gleichen. Beelze, hör auf! Mir brauchst Du keinen Geschichtsunterricht zu erteilen. Im Grunde bist Du auch nur so ein Barbar aus dem Westen. Du bist die Kraft, die stets das Gute will und meist das Böse schafft. 

Der Assistent setzt ein einschmeichelndes Grinsen auf. Nun ja, man tut, was man kann, entgegnet er und blickt dabei auf seine bekrallten Zehenspitzen hinunter und auf das linke seit unvorstellbaren Zeiten lahme Bein. Er strafft aber doch selbstbewusst seinen Rücken. Dann fügt er mit leiser Stimme hinzu:

Seit neuestem blicken sie uns in die Karten. Wir haben es sogar mit einer ernsthaften Konkurrenz zu tun. Der erleuchtete Teil der humanen Spezies besinnt sich auf seine Gottähnlichkeit, die wollen dich und mich an Allwissenheit sogar übertreffen. „Wissenschaftler“ nennen sich diese anmaßenden Leute und sind uns eng auf den Fersen. Der Reihe nach decken sie unsere verborgensten Rätsel, unsere heiligsten Geheimnisse auf. Natürlich haben sie sich längst mit dem Wonnewabern in abstracto und an und für sich befasst, auch mit seiner speziellen Variante, dem Motus extatico-narcissicus trumpiensis. Aber diese Spürhunde gehen noch weiter und gleich in medias res. Was sei der biologische Sinn der höchsten Form menschlichen Waberns, fragen sie, der Sinn des Liebeswaberns, welches in der physischen Vereinigung zweier Menschen besteht? Diesen Akt hast du in deiner unermesslichen Weisheit bekanntlich ganz unter die machtvolle Regie von Wonne und Ergötzen gestellt. Warum? Das wollen diese Götzendiener des Wissens unbedingt bis ins Letzte erkunden und haben das Rätsel, das wir bis dahin vor ihren Augen verbargen, auch beinahe gelöst. Wonne und Ergötzen, so sagen sie, sollen das Denken auslöschen, sollen es völlig vernichten, damit niemand im Akt der Vereinigung an all die Trübsal, die zahllosen schwarzen Tage und das unermessliche Unglück denkt, welche das Produkt ihres Eifers mit Sicherheit künftig erfahren wird. Geht es um die biologische Vermehrung der Spezies, dann wird, so dein Befehl, die Vernunft ganz ausgeschaltet, kleinliche Bedenken, kritisches Fragen und Hinterfragen sind absolut erwünscht. Das haben die Götzendiener des Wissens begriffen und gleich noch einen Schritt weitergedacht: könne, ja, müsse man daraus nicht folgern, dass Vernunft und Denken überhaupt die Ursache allen Unheils sind? Warum dreht man zum Beispiel in den Discos die Lautsprecher zu ohrenbetäubender Lautstärke auf? Richtig, das laute Bumbumbums soll Vernunft und Denken schon im Keime ersticken. Von einem unüberwindlichen Drang nach Vermehrung getrieben, sollen die erhitzten Leiber sich dem Teufel selbst in die Arme werfen.

Pfui! unterbricht ihn der Alte. Es geht hier nicht um deinen persönlichen Sexappeal. Ich lasse dir freie Hand, aber nur solange du unser göttliches Unternehmen diensteifrig förderst und ein Stachel im Fleisch der Lauen und Schlaffen bist.

Und da will ich auch gern meinen Beitrag leisten, beeilt sich der Assistent zu versichern und deutet ein gehorsames Nicken an, aber wieder denkt er sich seinen Teil. Seit er Schlitzaugen hat, der Alte, gibt es hier keine Ruhe mehr. Alles muss so viel schneller gehen. Sogar für einen wie mich wird es ungemütlich. Dennoch setzt er seinen Bericht mit gleichmütiger Stimme fort.

Wir haben nicht wenig Kraft dafür aufgewendet, den Menschen der Neuen Welt das Denken auszutreiben. Beim Kandidaten selbst ist uns das jetzt auch schon vollständig gelungen. Der ist nun aber seinerseits zum Vorbild der ganzen Welt geworden. Im eigenen Land hat jeder zweite schon dieselbe Hirnwäsche absolviert. Seitdem leben sie dort in Schauern der Wonne, da Vernunft und Denken sie nicht länger belästigen und bedrohen. In ihrem seligen Zustand erscheint ihnen krumm wie gerade und gerade wie krumm. Den Gegensatz von Lüge und Wahrheit nehmen sie als Mysterium wahr: undurchdringlich und unerforschlich. Der Kandidat aber zelebriert mit ihnen regelmäßig die gemeinsame Messe – die kleine Satansmesse, wo ich im Hintergrund das Ritual vorgebe. Sein ausgestreckter Zeigefinger, der soll den Gläubigen mitten ins Herz hinein zielen. Dann schlingen sie den Schauer wie eine Hostie in sich hinein. Und wenn alle zusammen schreien: du bist der Größte, der Einzige, wir sind die Größten, die Einzigen und dabei unisono wiegen und wabern, dann erleben sie die finale Absolution.

Und doch sind sie selbst damit noch nicht zufrieden. Das allein bedeutet für den Kandidaten und die Schar der Gläubigen noch nicht das endgültige Glück. Denn leider sind deine Geschöpfe so beschaffen, dass ihnen selbst die höchste tierische Wonne auf Dauer schal und abgestanden erscheint, wenn man sie nicht mit giftigen Emotionen würzt, sprich mit der Hefe unversöhnlichen Hasses. Deswegen habe ich ihnen eingeflüstert, der Mond sei in Wahrheit ein Monster, gefräßig und pädophil, ein Ungeheuer, das von den Gegnern des Kandidaten aufgehetzt, nachts in ihre Häuser schleicht, um Neugeborene zu fressen. Das Feuer des Hasses habe ich ihnen in ihre Hirne geblasen, und siehe, nun züngeln die Flammen des Irrsinns aus ihren Köpfen.

Und dennoch gebe ich mit aufrechter Zerknirschung zu Protokoll, dass wir erst am Anfang unseres großen Bemühens stehen. Nach wie vor quält und bedroht Vernunft die animalische Lebenslust. Der Kandidat hat in Wahrheit erst einen Teilsieg errungen. Immer noch verlangt ein Konzern von dem beschäftigten Personal, dass sie den Erfolg des Unternehmens in nüchterne Zahlen fassen, nachdem sie ihr Denken und manchmal selbst die Vernunft zum Einsatz brachten. Vorerst hat der Kandidat noch nicht erreicht, dass das Zappeln von Armen und Beinen sich auch der Unternehmen bemächtigt und diese auf alle Zahlen verzichten und sich wabernd als die Größten und Einzigen deklarieren. Noch ist es nicht so weit, dass die Wissenschaftler und Forscher bei Ford, IBM oder Harvard ihre Tabellen tänzerisch schwenken, und die Formeln allein aus dem Bauch statt wie bisher aus dem Kopfe schöpfen. Noch gibt es Leute der alten Schule, welche krumm von gerade und wahr von falsch unterscheiden. Ich gebe zu, dass gerade in Wirtschaft und Wissenschaft einige hartnäckige Anhänger der Tradition überleben. Aber du weißt, allmächtiger Herr, dass ich mein Bestes gebe, wenn es darum geht, deine Wünsche zu respektieren.

Der Alte ist beinahe eingeschlafen. Ja, ja, murmelt er, vergiss nicht, mein Wunsch ist dein Befehl.

Einen beachtlichen Anfangserfolg wirst du mir dabei nicht absprechen können. Die lebende Inkarnation des Kapitalismus, eine wandelnde Dollarnote unter den Milliardären, habe ich schon beinahe ganz auf meine Seite gebracht. Nur flüchtig wurde er von meinem heißen Atem berührt, da schoss ihm gleich der Wahnsinn wie ein blendendes Feuerwerk aus dem Schädel. Ich weiß, sein Anblick hat selbst dich zum Lachen gebracht, obwohl der leichtfertige Frohsinn nicht deine Sache ist, aber der Mann ist ja auch gar zu komisch – ich bringe es gern für dich auf den Punkt: er ist geradezu teuflisch komisch. Da steht er ganz vorn auf der Bühne, gleich neben dem Kandidaten, den er unbedingt übertrumpfen will. So ahmt er dessen eigentliche Spezialität, das Wabern, nach, indem er beide Arme unbeherrscht in die Höhe wirft und dazu einen rauen Urschrei aus seiner Kehle stößt. Seht doch, ich kann es noch viel besser, das soll seine Botschaft sein, aber es ist nur komisch und irgendwie peinlich – eine Mischung, die bekanntlich direkt auf die Lachmuskeln wirkt. Niemand folgt dem Gezappel, weil alle merken, dass da die Wonne fehlt. So greift denn auch keine Welle, keine Begeisterung über. Alle merken, alle spüren es. Anders als sein Vorbild, der Kandidat, hat der Mann die Bürde des Denkens, den Rest an Vernunft, nicht völlig abgeschüttelt. Da bleibt ein unappetitlicher Rest, und der macht alles zur Kasperei: spitz, eckig, schlaksig – wie bei einem Clown. Bitte, daran kannst du erkennen, wie unerlässlich meine tätige Nachhilfe ist. Ich muss mich noch etwas um ihn kümmern, aber zweifellos ist der Mann auf dem richtigen Weg. Schon gründet er eine Partei – ein verlässliches Zeichen! Ich werde ihm den Kopf in kurzer Zeit noch völlig verdunkeln…

Der Alte nickt sein Einverständnis. Tu nur, wie innerer Antrieb dir gebietet. Von allen Geistern, die verneinen, ist mir der Schalk am wenigsten zur Last.

Zu euren Diensten. Wir sind auch sonst recht nahe schon am Ziel, auch wenn es, wie ich sagte, noch unbelehrbar-hartnäckige Vertreter von sogenanntem Anstand, Wahrheit und Gerechtigkeit gibt. Nicht wenige davon an den öffentlichen Lehrstätten des von ihm so gehassten und geächteten Geistes. Da muss etwas geschehen, hat sich der Kandidat vorgenommen und einen persönlichen Feld- und Rachezug gegen die alt-ehrwürdigen Institutionen des Landes begonnen. Die Aufrichtigen jagt er aus ihren Ämtern, hetzt das gesunde Volksempfinden gegen die „Eierköpfe“ in den Universitäten auf. Haben sie ihn nicht dafür gewählt, damit er aufräumt im Land und in der übrigen Welt? Jetzt ist er mit ihren Stimmen der Größte im Erdenrund, jetzt müssen sie vor ihm kriechen. Jeder soll wissen, dass selbst Alexander, Napoleon, Mutter Teresa und die Engel des Friedens nichts sind vor einem Mann, der von ganz oben verkündet, das Wahr von jetzt an Falsch heißen wird und Falsch die neue Wahrheit ist. Das ist Gesetz, und jeder, der sich dagegenstellt, soll wissen, dass man ihn als einen Kriminellen verfolgt.

Zum ersten Mal horcht der Alte auf, streicht sich über den schütteren Ziegenbart. Du behauptest, er will meine Stelle usurpieren?

Der Assistant nickt voller Beflissenheit und kann ein feines Lächeln nicht unterdrücken. Endlich ist auch er an sein Ziel gelangt. Natürlich hat er die Frage des Alten bewusst provoziert, den schlitzäugigen Herrn der Welt mit seinem Bericht von Anfang an darauf hingelenkt.

Und das Schlimmste: sie glauben ihm. Von weither strömen sie in die Satansmesse, um sich gehorsam und feierlich von allem loszusagen, was bis dahin dem Homo das Prädikat »sapiens“ bescherte. Erst wenn im Hirn des Kandidaten alles Synapsenfeuer vollständig erloschen ist und nur noch drei Gedanken übrigbleiben, die in Wahrheit nur ein einziger sind: Ich war der Größte, Ich bin der Größte, Ich werde immer und ewig der Größte sein – erst wenn diese erlösende Gewissheit schließlich alle gleichermaßen beseelt, erteilt er sich selbst und den Gläubigen die Absolution. Dann wiegen sie sich und wabern und mit leuchtenden Augen rufen sie: Credimus, credimus quia absurdum est.

Allmächtiger Herr, selbst die Wissenschaft kriecht schon vor ihm zu Kreuze, bald haben wir gewonnenes Spiel. Bereite dich auf ein köstliches Endzeitspektakel vor. Besinnungslos werden sie in den Abgrund taumeln, aber in wabernder Wonne – ganz wie du es den westlichen Barbaren verheißt. Denn du erfüllst nur, was seit langem geschrieben steht. Die Ersten sollen die letzten sein, aber die Letzten die ersten.