Technópolis – die Verheißung ewigen Glücks

Die längste Zeit unserer Geschichte glaubten wir Europäer, der Teufel würde uns in diesem Jammertal nur eine erbärmliche Existenz gewähren. Wirkliches Glück, das gab es für den Menschen nur in einem jenseitigen Paradies. Im siebzehnten Jahrhundert kam plötzlich die Wende. Die Aufklärung setzte ein. Sie belehrte uns, wir müssten nur endlich vernünftig werden, dann hindere uns nichts daran, das Paradies schon hienieden zu realisieren.

Inzwischen leben wir bereits drei ganze Jahrhunderte im Zeitalter der Vernunft, aber der uralte Gegensatz ist neuerlich aufgebrochen. Weiterhin gibt es die Optimisten, die wir ruhig blauäugig nennen dürfen, denn sie verheißen uns das ewige Glück mit leuchtenden Augen. Sie verheißen es schon für diese Welt, nicht erst für das Jenseits. Und ganz wie vor dem Zeitalter der Vernunft sind auch sie wieder da: die heillosen Pessimisten, die unserer Zivilisation den baldigen Untergang prophezeien. Ich will sie hier als Schwarzseher aus Prinzip bezeichnen. Gerne gestehe ich ein, dass mir die ersten, die Idealisten lieber sind, weil ihre Sache die Hoffnung ist, die Pessimisten verderben uns nur die Laune. Politiker sehen das ohnehin nicht anders. Sie hören grundsätzlich nur auf die Idealisten, denn ihre Aufgabe besteht in dem Versprechen auf Besserung und Hoffnung. Aber es gibt noch eine dritte Schar und Position. Das sind all jene, denen es um die Wahrheit geht. Für sie kommt eine solche Parteinahme nicht infrage. Sie hören auf beide Seiten.

Was sagen uns die beiden Lager?

Die blauäugigen Optimisten lassen sich von keiner Krise entmutigen. Sie geraten bereits ins Schwärmen, wenn von den Verheißungen der Erneuerbaren die Rede ist. Wie leicht sei es doch, den gesamten Weltenergiebedarf mit Solarpanelen in der Sahara zu decken!

Saharafläche = ca. 9,2 Millionen km2 (Schätzung der NASA), etwas weniger als ein Drittel des gesamten afrikanischen Kontinents.

Gesamtverbrauch an Primärenergie 2019 laut IEA = 168 000 Terawattstunden.

Bei heutiger Leistung der Panele wird der Flächenbedarf in der Sahara je nach Grundannahmen über Effizienz der Panele und durchschnittliche Sonnenstrahlung auf zwischen 0,5 bis 1,3 Millionen km2geschätzt. Das entspricht einem Achtzehntel bis zu einem Siebtel ihrer gesamten Fläche.

Der Verbrauch von 168 000 TWh findet gegenwärtig nur bei einem Fünftel der Menschheit statt, also den zwanzig Prozent der hochentwickelten Industrienationen. Die übrige Welt von achtzig Prozent möchte aber eher heute als morgen denselben Lebensstandard genießen. Der benötigte Energiebedarf für diese restlichen achtzig Prozent würde demnach im ungünstigsten Fall vier mal 168 000 = 672 000 TWh betragen. Zum einen Siebtel der Saharafläche kämen dann noch einmal vier Siebtel hinzu. Mit fünf Siebteln hätten wir immer noch nicht die Gesamtfläche der Sahara aufgebraucht, um genügend Energie für die ganze Welt bei einem Lebensstandard wie in Deutschland zu erzeugen. Und die Situation sähe noch viel günstiger aus, sobald wir berücksichtigen, dass es auf der Welt immerhin noch eine Reihe anderer Wüsten gebe. Nach dieser Demonstration blickt uns der blauäugige Optimist herausfordernd an. Was sei denn da das Problem? Das können wir doch auf jeden Fall schaffen!

Der Schwarzseher aus Prinzip schüttelt den Kopf. Die billige Energie stelle uns erst recht vor ein Problem, wendet er ein. Heute sei es längst keine unrealistische Annahme mehr, dass uns in naher Zukunft die Kernfusion gelinge. Dann würden wir Energie nahezu kostenlos, in unbegrenzter Menge und im günstigsten Fall auch ohne strahlende Rückstände gewinnen. Aber, bitte, womit hätten wir dann zu rechnen? In diesem Fall würde unsere Attacke auf die Natur erst richtig beginnen – noch viel maßloser, als sie es jetzt schon ist. Alle Hemmungen würden entfallen, den Abbau aller knappen Materialien, sprich aller Erze und Mineralien, in hundertfach beschleunigtem Maße und Tempo voranzutreiben. Kostenlose Energie, das sei das Schlimmste, was der Menschheit passieren kann. Wir würden die letzten Winkel der Erde auf den Kontinenten und in den Meeren aufgraben, umpflügen und durchwühlen. Der Run der Menschheit auf die letzten (nicht-energetischen) Ressourcen wäre im selben Moment entfesselt, wo wir über die Pandorabüchse der Kernfusion verfügen.

Der blauäugige Idealist wehrt das Argument des Schwarzsehers mit leichter Hand ab. Im Gegenteil, sagt er, jede Verbilligung der Energie helfe der Menschheit weiter voran. Die systematische Wiedergewinnung, das Recycling der Rohstoffe, scheitere bisher ja nur an den Kosten. Gegenwärtig verzehre dieser Prozess noch so viel Energie, dass die Montanförderung in den meisten Fällen immer noch die kostengünstigere Alternative sei. Würde der Preis für Energie dagegen in Richtung Null absinken, dann hätten wir es mit einer grundsätzlich anderen Lage zu tun. Zum ersten Mal in der Geschichte könnten wir ein Wirtschaftssystem realisieren, das unbegrenzte Nachhaltigkeit ermöglicht. Dann nämlich würden wir sämtliche Rohstoffe zu minimalen Kosten aus unseren Produkten zurückgewinnen. Nur der unvermeidliche Verlust, die leidige Tatsache, dass wir selbst mit dem besten Recycling nie hundert Prozent der ursprünglich eingesetzten Rohstoffe zurückzuholen vermögen, setze der ewigen Nachhaltigkeit Grenzen. Doch die lägen in weiter Ferne. Auf jeden Fall gewinnen wir eine Atempause von einigen tausend Jahren. Bei diesen Worten schaut uns der blauäugige Optimist abermals mit leuchtenden Augen an. Was sei denn da das Problem? Das können wir doch auf jeden Fall schaffen!

Diesem Einwand begegnet der Schwarzseher seinerseits mit überlegenem Lächeln. Mancher würden dieses Lächeln vielleicht sogar hämisch nennen. Der Mann scheint sich zu freuen, dass er den Idealisten widerlegen und seine Vision als naiv hinstellen kann. Die Vision sei in sich stimmig, räumt er zunächst mit scheinbarer Großzügigkeit ein. Logisch sei sie unanfechtbar und technisch auch zweifellos machbar. Aber logisch unanfechtbar und technisch machbar sei der Weg zu menschlichem Glück schon immer gewesen. Leider sei es aber ein Faktum, dass keine Nation diesen Weg beschreite – und zwar aus einem naheliegenden Grund. Wenn sie es täte, würde sie dadurch hoffnungslos in Nachteil geraten. Dass dies keine bloße Behauptung sondern eine Tatsache sei, könne man leicht am militärischen Wettbewerb illustrieren. Wären wir so vernünftig, wie die Aufklärung es uns einreden wollte und blauäugige Optimisten es auch heute noch glauben, dann hätten alle Nationen, zumindest die militärisch gleich stark gerüsteten, sich längst darauf geeinigt, den Wettlauf des Aufrüstens dauerhaft einzufrieren. Selbst in einer hochgerüsteten Welt wäre der ewige Frieden auf diese Art ohne weiteres zu garantieren. Denn das sei logisch möglich und technisch durchführbar. Woran scheitert der gute Wille, der zweifellos immer vorhanden ist (und hin und wieder auch zu derartigen Verträgen führt)? Der Grund liege klar zutage und sei von jedermann einzusehen. Was sich in unserer heutigen Welt auf keinen Fall verhindern lasse, sei die permanente technische Innovation, welche das militärische Gleichgewicht in jedem Moment auf unvorhersehbare Weise zugunsten des einen und damit zu Ungunsten des anderen verschiebt. Aus Angst, dem erstarkenden Rivalen nicht mehr gewachsen zu sein, halte der technische „Fortschritt“ das allgemeine Wettrüsten im Gang und sorge auf diese Weise dafür, dass unsere Vernunft nichts gegen den offenkundigen Wahnsinn vermag.

Genauso verhalte es sich mit unserem heutigen Wirtschaftssystem. Wer auf sämtliche Energien zugreift, auch auf die fossilen, der handelt sich einen gewaltigen Vorteil ein. Er kann sämtliche bestehenden Produktionsanlagen auf maximale Art nutzen und setzt sich dadurch jedem Konkurrenten gegenüber in Vorteil, der die bestehenden Anlagen im Eiltempo verschrottet, um neue Produktionsstätten, Verkehrsmittel oder die Beheizung der Häuser nur noch mit grüner Energie zu betreiben. Länder wie China bauen den grünen Sektor massiv aus, aber sie hüten sich, die atomare oder fossile Energie so zu reduzieren, dass ihnen dadurch ein Nachteil im internationalen Wettbewerb droht. Denn die Nachteile der Klimaschädigung betreffen ja alle in gleichem Maße. Denn das sei leider auch eine von allen verstandene Logik: In der internationalen Konkurrenz ist es nicht der blauäugige Idealist, der in diesem Wettlauf der Menschheit gegen sich selber zum Sieger wird, sondern derjenige, der mit größter Rücksichtslosigkeit und bis zuletzt die eigenen Interessen gegenüber dem Gemeinwohl an die Spitze stellt.

Spätestens an diesem Punkt muss der blauäugige Optimist die eigene Ohnmacht eingestehen. Er muss der Tatsache endlich ins Augen blicken, dass in der bisherigen Geschichte unserer Spezies jede technische Neuerung niemals so verwendet wurde, wie der Idealismus es in seinen Visionen beschreibt und erhofft. Die Erzeugung von Bronze und Eisen nach der neolithischen Revolution bot der Menschheit die Möglichkeit, mit Pflügen den Boden zu lockern und Nahrung in wachsendem Umfang zu erzeugen. Aber die technische Errungenschaft wurde von Anfang an ebenso dazu benutzt, um damit Schwerter zum Töten anderer Menschen herzustellen. Die großflächige Nutzung der Kohle hat dem Waldsterben in Europa ein Ende gesetzt, aber es hat keine zwei Jahrhunderte gedauert, da wurden die um Öl und Gas bereicherten fossilen Energien zu einer akuten Bedrohung: einer Gefahr für das Klima. Die Kernspaltung sollte die Welt mit billiger Energie versorgen, aber was ist inzwischen daraus geworden? Sie bedroht die Menschheit mit der nuklearen Selbstauslöschung. Die sozialen Medien sollten die Demokratie in jeden Winkel der Erde zu jedem Einzelnen bringen, weil dieser seine Meinung gleichberechtigt vorbringen kann. Tatsächlich drohen Facebook, Twitter und Instagram Instrumente der Manipulation zu werden, welche die Demokratie schleichend zersetzen. Und so sieht es auf sämtlichen Feldern des „Fortschritts“ aus. Während die eine Hälfte der Menschheit davon besessen ist, dem technischen Wissen und technischen Apparaten in einem heute schon unüberschaubaren, unendlichen Prozess immer neue Anwendungsbereiche zu erschließen, hat sich ein anderer Teil der Menschheit mit gleicher Besessenheit vorgenommen, alle nur denkbaren Schadprogramme, Schadstoffe, Schadprozesse, Schadwaffen zu entwickeln, um den jeweiligen Gegnern dadurch Nachteile zu verschaffen. Unser technischer „Fortschritt“ hat uns zum ersten Mal mit Mitteln ausgestattet, um alles Leben auf der Erde zu tilgen und auch uns selbst auszulöschen. Von dieser Besessenheit unserer Spezies, alle Errungenschaften der Vernunft zu unserem Wohl ebenso wie zu unserem Schaden anzuwenden, ist bei den blauäugigen Idealisten und Optimisten keine Rede. Diese ganze Hälfte unserer Conditio Humana kehren sie schlicht unter den Teppich, als wäre sie nicht einmal da. Ja, sie haben recht: Logisch spricht nichts dagegen, unsere Welt unendlich zu verbessern. Wir müssen ihnen auch zustimmen, wenn sie sagen, dass die technischen Mittel dazu vorhanden seien. Sie übersehen nur eines und leider das Wichtigste. Unsere Natur, so wie sie seit einer Million Jahren besteht, hindert uns verlässlich, das logisch Mögliche und technisch Machbare ausschließlich zum eigenen Wohl zu verwenden. Wie in unserer ganzen bisherigen Geschichte werden wir unsere Vernunft und die uns zur Verfügung stehenden technischen Mittel mit gleicher Intensität dazu nutzen, uns und der Natur zu schaden. Vernunft, Aufklärung, Technik und Wissenschaft haben uns das ewige Glück verheißen. Wir hätten wissen müssen, dass daraus auch ewiges Unglück werden kann.

Angesichts des nie endenden Widerspruchs zwischen einer guten Verwendung der Technik zum Wohl des Menschen und einer bösen, die diesem Wohl schadet; angesichts der Tatsache, dass die guten Wirkungen des technischen Fortschritts auf das menschliche Glück beschränkt sind, weil Glück sich immer nur begrenzt steigern lässt, während die bösen Auswirkungen dieses „Fortschritts“ uns mit dem Auslöschen unserer Spezies bedrohen, steht es in meinen Augen nicht mehr fest, dass wir den Hoffnung verbreitenden Optimisten, der die technikbewirkten Krisen mit immer mehr Technik bekämpfen will, wirklich den Vorzug gegenüber dem Schwarzseher geben sollten. Gewiss, Kassandras sind unsympathisch, die Politik will schon gar nicht auf Leute hören, die sich über ihre vorgefertigten populistischen Lösungen mokieren. Aber Pessimisten sind harmlose Leute, vergleicht man sie mit den blauäugigen Idealisten. Diese sind die eigentlich gefährlichen Rattenfänger, weil ihre Lösungen so verführerisch einfach sind. Sie erklären den Kern des Problems, den technischen Fortschritt, zu dessen Lösung.

Diese traurige Einsicht macht uns den Schwarzseher nicht sympathischer. Mit dem Blick auf die bisherige Geschichte unserer Spezies beweist er zwar, dass es niemals ein dauerhaftes Gleichgewicht zwischen benachbarten Mächten gab, das nicht irgendwann in Krieg überging. Wenn er uns anschließend aber noch davon überzeugen will, dass es auch heute kein dauerndes Patt zwischen Russland, China und den USA geben wird, dann hören die meisten von uns schon nicht mehr hin. Oder wenn er uns mit dem Blick auf die moderne Wettbewerbswirtschaft beweist, dass die Staaten auf Wachstum nie verzichten werden. Jeder Staat, der diesen Schritt als erster vollziehe, würde genauso handeln wie eine Nation die einseitig abrüstet, während keine andere ihr auf diesem Weg folgt. Vielleicht hat der Schwarzseher ja recht, werden die meisten von uns dazu sagen, aber was ist uns mit einer Aussage gedient, die uns nichts als den Weg in den Abgrund weist – das Ende aller Hoffnung?

Zwischen Idealismus und Schwarzseherei gibt es aber sehr wohl noch eine dritte Position. Die möchte ich an dieser Stelle beziehen. Ich bezeichne sie als Position der maßvollen Vernunft, die weder blauäugigen Wunschvorstellungen gehorcht noch vor dem Pessimismus kapituliert. Ulrike Herrmann hat in ihrem jüngsten Buch Das Ende des Kapitalismus ein Hoffnung gebendes Beispiel für einen solchen Mittelweg aufgezeigt. Die Briten hatten sich im Krieg gegen Hitler eine private, aber vom Staat überwachte Planwirtschaft auferlegt. Die Menschen wurden zum Verzicht gezwungen, ihr täglicher Konsum strikt rationiert. Im Rückblick muss es uns als ein Wunder erscheinen, dass die Briten diesen Verzicht nicht nur ertragen sondern ihn vielmehr mit erstaunlicher Bereitschaft übernommen und gut geheißen haben. Einerseits wurde dadurch ein ungewohntes Maß an Solidarität hergestellt, denn dem Reichen wurde nicht mehr zugeteilt als dem Armen. Solidarität im Angesicht der Not, das war überzeugend. Andererseits war jedem klar, dass Verzicht im Angesicht einer existenziellen Bedrohung die einzig richtige Lösung war.

Das Beispiel ist auch heute noch überzeugend. Ich schließe mich dem Urteil von Ulrike Herrmann an. Auch ich kann mir für unsere heutigen Krisen keine bessere Lösung vorstellen als den Verzicht. Im Hinblick auf die Technik würde Vernunft uns dazu zwingen, das Maß zu halten. Ohne Technik ist das Überleben von acht Milliarden Menschen nicht länger zu sichern, aber ihr weiteres unbegrenztes und unkontrolliertes Voranschreiten stellt uns vor die denkbar größte Bedrohung.

Das Beispiel der Briten nährt den Optimismus, gibt Hoffnung. Der Weg dahin stellt uns aber vor das größte und eigentliche Problem. Die Notwendigkeit des Verzichts ist für die Menschen armer Staaten, also die Mehrheit der heutigen Menschheit, überhaupt nicht einzusehen, für verwöhnte Wohlstandsbürger, die von den Krisen nichts wissen wollen, aber ebenso wenig. Die Briten standen damals vor einer anderen Situation. Für sie kam die Krise nicht schleichend und musste nicht von Experten umständlich mit abstrakten Zahlen beschworen werden. Die Engländer sahen und hörten die deutschen Bomber am Himmel und täglich erlebten sie die von ihnen bewirkten Zerstörungen. Unsere gegenwärtige Situation ist zwar viel ernster, aber der Ernst ist nicht auf den ersten Blick zu erkennen. Unser Planet wird von keiner äußeren, für alle sicht- und hörbaren feindlichen Macht bedroht. Nur die Eingeweihten kennen das ganze Ausmaß der gegenseitigen militärischen Bedrohung der Weltmächte. Nur sie begreifen, dass der ökonomische Wettbewerb im Vergleich zu der Eroberung eines Landes wie England heute viel elementarer, weitreichender, für sämtliches Leben auf dem Planeten viel gefährlicher ist. Für die meisten Menschen ist das eine ganz und gar abstrakte Erkenntnis. Wenn sie ihre Ohren vor solchen Kassandrarufen verschließen, dann sehen sie nur eines, dass sie heute besser leben oder leben könnten als je eine Generation zuvor. Unsere heutige Bedrohung ist kein plötzlicher feindlicher Überfall wie damals im Vereinigten Königreich. Sie kommt schleichend und tritt immer nur an einzelnen Orten auf. Dass sie viel unaufhaltsamer ist als ein solcher Überfall, das kommt den Laien nicht zu Bewusstsein.

Ohne einen Schuss Schwarzseherei kommen wir an diesem Punkt leider nicht aus. Wenn der Verzicht nicht nur den blauäugigen Optimisten und natürlich auch den Politikern, aber vor allem der Mehrheit aller Menschen auf unserem Planeten immer noch so absurd erscheint, dass ihn die wenigsten auch nur in Erwägung ziehen, dann müssen wir uns mit dem Historiker Arnold Toynbee wohl eingestehen, dass uns nur ein wirklich aufrüttelndes Ereignis aus dem Schlaf reißen wird – ein Ereignis von der Art, wie es der Überfall Hitlers auf ihr Land damals für die Briten war. Arnold Toynbee sprach von einer kleinen Katastrophe. Wir können nur hoffen, dass es wirklich bei einer kleinen bleibt.