(5) Das Gewohnte und das Gewöhnliche

Unser Verhältnis zu Wunder und Wunderbarem ist ambivalent. Einerseits sehnen wir uns nach dem Außerordentlichen, verschlingen alle Berichte und Gerüchte über das Auftreten irgendeines nicht für möglich gehaltenen Geschehens, andererseits fürchten wir uns davor, weil das Ungeplante, Ungewollte, Unvorhergesehene unsere Sicherheit bedroht. Die Haltung der Wissenschaften ist demgegenüber von Eindeutigkeit bestimmt. Sie verpönt das Wunder und verspottet alle, die daran glauben. Wenn die Geltung der Naturgesetze per definitionem keine Ausnahme kennt, kann es keine Wunder geben.

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Das Wunderbare und seine Feinde (2)

Demokratische Antignosis

In diesem Buch möchte ich den Leser dazu ermuntern, seinen Blick für das Wunderbare zu schärfen. Mein Vorgehen wird allerdings nicht darin bestehen, Autoritäten zu zitieren oder Behauptungen aufzustellen. Vielmehr soll meine Anleitung darin bestehen, das eigene Denken anzuregen. Das Wunderbare und seine Feinde (2) weiterlesen

Das Wunderbare und seine Feinde (1)

Dies ist ein Auszug aus meinem neuen Buch „Das Wunderbare und seine Feinde“.

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Silly question: Are humans free?

No, the question is only stupid because it is thought to be so. Not long ago leading German neurologists like Roth and Singer considered their fellow men expressis verbis naive, if not downright stupid, if they did not want to recognize that from a scientific point of view – man does not possess freedom of will.*1* Silly question: Are humans free? weiterlesen

Charles Darwin, der Zufall und der liebe Gott – eine philosophische Exkursion

1970 erschien Jacques Monods Aufsehen erregendes Buch „Le Hasard et la Nécessité“ (Zufall und Notwendigkeit), in dem der Biochemiker die Weltsicht, welche seit dem 17ten Jahrhundert erst Europa und heute die ganze Welt beherrscht, in einem Buchtitel auf einen einzigen Satz verdichtet. Für einen illusionslosen Wissenschaftler sei die Welt nichts als Zufall und Notwendigkeit. Denn es gebe in ihr eben nichts als diese beiden Prinzipien: einerseits Notwendigkeit als jene Ordnung, welche die Naturwissenschaften in Gestalt von Gesetzen erkunden, andererseits den Zufall, welcher innerhalb der bestehenden gesetzhaften Ordnung eine Leerstelle bezeichnet – ein sinnloses Nichts, womit die Wissenschaft nichts anzufangen vermag. Seit Monod diese Formel aufstellte, hat die Neurologie gewaltige Fortschritte gemacht, sein Buch ist längst nicht mehr „aktuell“, aber ganz aktuell ist die Auffassung, wonach die Wirklichkeit dem Wissenschaftler – und also uns allen – nichts als diese beiden Dimensionen zu bieten habe, die berechenbaren Mechanismen der physikalischen wie der neuronalen Welt einerseits, die gähnende Leere des sinnlosen Zufalls auf der Gegenseite.

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Jenner über Jenner: Abriss einer geistigen Biographie

Als Menschen werden wir von Gefühlen und von unserem Intellekt gesteuert – immer ist beides im Spiel, auch wenn es manchmal so scheint, als hätten wir es mit reinen Gefühlsmenschen oder reinen Intellektuellen zu tun. Ein Mathematiker etwa, dessen Formeln dem Durchschnittsmenschen so kalt, leblos und abweisend erscheinen wie eine Gefängnismauer, kann über die Schönheit, Eleganz und Einfachheit einer neuen Gleichung so in Ekstase geraten wie ein Musiker, wenn er Bach oder Mozart spielt. Hier gibt es kein Entweder-Oder, aber es gibt ganz sicher vorherrschende Neigungen.

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Sokrates gegen Minsky – Können Künstliche Intelligenz und Roboter den Menschen ersetzen?

(Die aufwühlenden Gegenwartsprobleme sich selbst überlassend, wende ich mich wieder einer zeitlosen Frage zu, die immer schon im Zentrum meiner Aufmerksamkeit stand: dem Problem menschlicher Freiheit, aber so wie sich dieses uns in heutiger Form präsentiert. Marvin Minsky, der Prophet der Künstlichen Intelligenz, ist seit 2016 verstorben, aber das schließt ja nicht aus, dass er oben im Himmel Sokrates begegnet und ein heftiges Streitgespräch mit ihm führt).

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De gustibus EST disputandum!

An important, perhaps the most important, task of a good teacher is to dissuade students from making hasty judgments, for it is with this craving that we come into the world, while on the contrary reason only develops very slowly. Infants immediately start crying when they feel unwell and they smile when being treated kindly. But the vocabulary of pubescent young people still contains mainly expressions like super, cool, great or negative ones like poo, disgusting, evil etc. The aversion to independent thinking and the tendency to replace arguments with hasty values and judgments remains in later life – for many people throughout their lives.

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De gustibus EST disputandum

Eine wichtige, vielleicht die wichtigste Aufgabe eines guten Lehrers hat darin zu bestehen, den Schülern voreiliges Urteilen abzugewöhnen, denn mit diesem Bedürfnis kommen wir auf die Welt, während der Verstand sich nur sehr langsam entfaltet. Der Säugling schreit sofort, wenn ihm unwohl ist, und er lächelt, wenn man ihn freundlich behandelt. Aber auch das Vokabular von Pubertierenden enthält vor allem Ausdrücke wie super, geil, toll und anderseits ablehnendes Werten wie pfui, widerlich, böse etc. Die Abneigung gegen eigenständiges Denken und die Neigung, Argumente durch vorschnelles Werten und Urteilen zu ersetzen, bleibt darüber hinaus bei vielen Menschen erhalten – bei nicht wenigen ein Leben lang.

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Der Techniker und der Poet – wütendes Streitgespräch, halbherzige Versöhnung

Der Techniker denkt, der Poet lässt auch die Gefühle sprechen, oft sind es freilich nur die Gefühle, ohne dass ihm das Denken dabei die nötige Hilfe leistet. Der Techniker und der Poet – wütendes Streitgespräch, halbherzige Versöhnung weiterlesen

The Technician and the Poet – ferocious arguments, half-hearted reconciliation

Technician are used to thinking, poets also give free reign to feelings, sometimes they only express their feelings without caring much about thinking. The Technician and the Poet – ferocious arguments, half-hearted reconciliation weiterlesen